Darum ließ dieser exzentrische Millionär seine Schlossvilla verfallen
Rundgang durch einen Lost Place
Diese schlossartige Villa im US-amerikanischen Memphis hat eine bewegte Vergangenheit. Erst ein prächtiges Familienanwesen, dann ein Nachtklub, spielten sich hinter den alten Steinmauern viele Geschichten ab. Fotograf Leland Kent hat das verfallene Gemäuer für „Abandoned Southeast“ festgehalten und gibt einen Einblick in die Ruine. Hier verraten wir, welche Geheimnisse hinter der Ruine und ihrem eigenwilligen Eigentümer stecken...
Ein einst prächtiges Anwesen
Nach seinem Abschluss an der Universität Princeton kehrte der Immobilienentwickler Robert Brinkley Snowden in seine Heimatstadt Memphis in Tennessee zurück, wo er eine prächtige Villa für sich und seine Familie baute. Sein Anwesen, das 1896 fertiggestellt wurde, nannte er „Ashlar Hall“ nach dem englischen Wort für „Werkstein“ („ashlar“), aus dem das Gebäude gebaut worden war. Das Anwesen kostete damals 25.000 US-Dollar, was einer heutigen Summe von umgerechnet rund 728.000 Euro entspricht.
Kiojn / Wikimedia Commons [CC BY-SA 3.0]
Neuanfang als Restaurant
Nach Snowdens Tod 1942 ging Ashlar Hall an Snowdens Kinder. Allerdings erwies sich die Instandhaltung der Villa als zu teuer, woraufhin die Familie einen Antrag auf eine gewerbliche Nutzung des Gebäudes stellte. In den 1950er-Jahren wurde es in ein Restaurant umgebaut.
Der exzentrische Eigentümer
1990 kaufte der exzentrische Millionär Robert Hodges aus Memphis die Schlossvilla. Hodges ist für sein skurriles Auftreten bekannt und behauptet unter anderem, ein 333 Jahre alter Flüchtling von einem Planeten namens Sambodia zu sein. Seit Ende der 70er-Jahre tritt der selbsternannte Prinz immer wieder bei der Bürgermeisterwahl in Memphis an. 2009 machte er Schlagzeilen, weil er für die Wahl sogar sein verrücktes Kostüm ablegte. Seine Bemühungen waren bislang allerdings erfolglos.
Der Nachtklub
Der Exzentriker verwandelte Ashlar Hall in den Nachtklub „The Castle“ – das Schloss. Auf diesem Bild von 2017 ist allerdings gut zu erkennen, wie weit die Blütezeit des Anwesens bereits zurückliegt. Die Tapete blättert von den Wänden, die mit Graffiti beschmiert sind. Im Flur erinnert ein altes Klavier an die musikalische Vergangenheit in der Villa.
Florierendes Nachtleben
Bei den Partygängern in Memphis kamen das billige Bier und die Wet-T-Shirt-Contests in der Villa gut an und das Nachtleben florierte. Dieses zurückgelassene Schild auf dem Grundstück zeigt noch die Öffnungszeiten von damals: Der Pool musste um acht Uhr abends schließen, aber der Nachtklub blieb bis in die frühen Morgenstunden geöffnet.
Ein Schloss zum Feiern
Mit einer Fläche von 1.000 Quadratmetern ist die Villa sehr geräumig. Acht Zimmer verteilen sich über zwei Etagen, hinzu kommen ein Keller, ein großer Dachboden und sogar Personalräume. Zum Anwesen gehört auch ein 1.200 Hektar großes Grundstück mit einem großen Schwimmbecken.
Leerstand einer Luxusvilla
Die hohen Decken im Eingangsbereich müssen für die Nachtschwärmer ein prachtvoller Anblick gewesen sein. Inzwischen wirken die Steinmauern durch Verwitterung und Graffiti allerdings eher schmuddelig, sind sie doch seit Jahren nicht mehr gepflegt worden.
Die verfallene Pracht
Der Teppich im ersten Stock ist mit Schutt und Dreck übersät und die Pracht von damals längst verblasst. Dieser Flur, von dem mehrere Räume abgehen, muss einst das Zentrum der Partys gewesen sein.
Das Ende einer Ära
Ende der 1990er wurde der Klub allerdings wegen zunehmender Beschwerden aus der Nachbarschaft geschlossen. Es heißt jedoch, dass sich Eigentümer Hodges zunächst nicht davon abschrecken ließ. Angeblich verteilte er 800 Tonnen Sand auf dem Parkplatz und verlegte die Party nach draußen.
Trauriger Zustand
Nach der endgültigen Schließung des Klubs stand das Schloss jahrelang leer und verfiel. Der viele Dreck in den Ecken und die dicke Staubschicht auf den wenigen verbliebenen Möbeln deuten daraufhin, dass hier schon lange nicht mehr gefeiert wurde – vom Prachtklub zur Ruine also.
Jahrelanger Leerstand
Nach Jahren des Leerstands ist der einst so belebte Nachtklub nur noch eine heruntergekommene Ruine, die von der Natur zurückerobert wird. Die Wandbilder von damals sind inzwischen kaum mehr zu erkennen.
Überreste aus Partyzeiten
Hodges ließ einen Teil der Einrichtung nach der letzten Party im Schloss zurück. Um dieses Tonbandgerät zum Beispiel scheint die Zeit still zu stehen, seit die Villa aufgegeben wurde.
Pracht alter Zeiten
An den Glasmalereien ist zu erahnen, wie schön die Räume einmal gewesen sein müssen. Das Erkerfenster war früher sicherlich ein idyllischer Platz, um ein Buch zu lesen oder eine Tasse Tee zu trinken. Allerdings hat die alte Villa ihre besten Zeiten hinter sich und müsste aufwendig saniert werden, um die Pracht vergangener Zeiten wiederherzustellen.
Chris Wieland / Flickr [CC-BY-NC 2.0]
Ein Hoffnungsschimmer
2013 erwarb eine gemeinnützige Organisation das leer stehende Schloss nach einer Verzichtserklärung des exzentrischen Eigentümers. Die Organisation suchte daraufhin nach Sponsoren, um die Villa in ein Rehazentrum für Kriegsveteranen umbauen zu können.
In den verfallenen Räumen
Die Treppen sind brüchig, die Wände mit Graffiti beschmiert und der einstige Glanz längst verblasst. Um die Räume wieder bewohnbar zu machen, müsste die Villa komplett renoviert werden. Was die Makler wohl gedacht haben, als sie den Zustand zum ersten Mal sahen?
Die gescheiterte Renovierung
Nicht alles lief allerdings nach Plan. Der damalige Eigentümer der Villa beklagte sich in einem Artikel der „Memphis Daily News“ darüber, dass die engagierte Baufirma bei der vermeintlichen Renovierung Kupfer vom Dach sowie Teile der Holzbalken und Steinmauern gestohlen habe. Die Materialien tauchten nie wieder auf.
Erneuter Leerstand
Nach der gescheiterten Renovierung hängt hier die blaue Plane, mit der das Dach abgedeckt war, von den Mauern herunter. Das Eingangstor ist zwar verschlossen, aber viele Fenster stehen offen, als wenn die Villa in Eile verlassen worden wäre.
Chris Wieland / Flickr [CC-BY-NC 2.0]
Der Neustart?
Auf der riesigen Betonfläche hinter der Schlossvilla feierten einst Hunderte von Nachtschwärmern, heute allerdings bedeckt Unkraut die ehemalige Tanzfläche. Noch ist aber nicht alles verloren. 2016 kaufte der Unternehmer und Investor Juan Montoya die verlassene Immobilie und begann mit der Fortsetzung der Renovierung. Doch auch dabei kam es zu Problemen...
Baustopp durch die Behörden
Im Februar 2020 berichtete die Zeitung „Daily Memphian“, dass ein Baustopp verhängt worden sei, da es für die Renovierung keine Baugenehmigung gegeben habe. Die Genehmigung wurde inzwischen beantragt, doch noch wurde sie nicht erteilt und die Arbeiten liegen vorerst auf Eis. Ob die verlassene Villa jemals wieder zum Leben erweckt wird, bleibt also abzuwarten...
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